Lernen – auch mal auf die harte Tour

Seit dem Sommer will unsere Tochter sich ständig draußen ihre Schuhe ausziehen. Ob bei Regen oder in der ersten Herbstkälte – Orte wie Sandkästen, Bollerwagen und der Garagenhof scheinen sie daran zu erinnern, dass barfuß ganz toll ist. Oder zuminest im Sommer toll war. Auch drinnen zieht sie sich ständig die Socken aus und lädt damit ebenso wiederholt wie erfolgreich satte Erkältungen zu sich ein.

Die ersten Erfahrungen mit eiskalten und nassen Füßen im Spätsommer haben unseren Wildfang ebenfalls noch nicht daran hindern können, sich immer wieder die Schuhe und Socken auszuziehen. Und jetzt haben wir Winter.

Man sollte meinen, dass die ersten eiskalten, roten und schmerzenden Hände vom Schneespielen (Handschuhe sind mindestens genauso doof wie Socken) sie von unserem wichtigsten Argument überzeugen sollten: Der Schnee tut Dir an den Händen weh, und an den Füßen ist es viel schlimmer. Also lass die Schuhe an.

Doch nein, weit gefehlt. Unsere Tochter hat gerade eine Trotzphase und muss ihre Erfahrungen unabhängig von uns und unseren doofen Regeln machen. Als neulich noch einiges an Schnee lag, wollte unsere Tocher sich mal wieder im Bollerwagen die Schuhe ausziehen um dann in den Schnee zu springen.

Alles Reden half nichts. Und der erste Stiefel war schon ausgezogen, als wir zu Hause vor der Tür ankamen. Also war der Papa ganz Kumpel und hat sie nochmal eindringlich gewarnt: Schnee tut an den Füßen viel mehr weh als an den Händen. Du wirst es sofort bereuen und heulen.

Doch unser Kind war beseelt von dem Gedanken, uns zu trotzen und barfuß in den Schnee zu springen. Also habe ich es ihr mit wiederholten Warnungen erlaubt und sichergestellt, dass sie die Tragweite ihres Vorhabens zumindest angeblich verstanden hat. Währenddessen habe ich dann schonmal den Bollerwagen in die Garage gebracht. Denn hätte ich direkt daneben gestanden, wäre die Erfahrung nur halb so wertvoll geworden.

Innerhalb von nur 5 Sekunden höre der Papa dann – seelisch mitleidend – ein Wechselbad der Gefühle von glücklichem Lachen über kurze Stille, dann Erstaunen, zu einer lauten Beschwerde unter Geheule. Wow, diese Erfahrung ging ziemlich flott! Also riet ich ihr quer über den Hof: Setz dich hin und halt den nackten Fuß hoch. Jaja, Papa ist ja hier und kommt dann demnächst wieder zu Dir rüber. (Bloß nicht hetzen, denn es ist nicht schlimm, nur unangenehm)

Als ich beim eiskalten Füßchen ankam, das brav und hoch in die Luft gehalten wurde, stellte ich dann beim trösten sicher, dass unsere Tochter verstanden hatte, was passiert ist: Du erinnerst Dich, dass Papa dir gesagt hat, dass es weh tut? Ja. Und hat das gestimmt? Jaaaaaa.

In wenigen Sekunden war der Drops gelutscht und das Kind hat eine wichtige Erfahrung gemacht. Auch, dass man Socken und Stiefel mit nassen Füßen nicht so einfach wieder anbekommt wie sie das gerne hätte. Und wie gut es tut, wenn man die Füße an Papas Händen und mit trockenen Socken in der Wohnung aufwärmen kann.

Wir haben das Gefühl, dass sie uns jetzt besser zuhört, wenn wir sie vor dummen Ideen (also Schmerzen) warnen oder ihr deswegen etwas verbieten. Trotzen tut sie dann zwar immer noch, allerdings eher verbal und mit einem stampfenden Fuß zur argumentativen Unterstützung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

20 − 3 =